Die Aufmerksamkeitsspanne ist begrenzt. Wenn Lernende ein Trainingsprogramm beginnen, scrollen sie schnell weiter, und es scheint, als würden herkömmliche Anzeigen oder längere Erklärvideos einfach untergehen. Kurzvideos wie TikToks und Instagram Reels durchbrechen dieses Durcheinander. Du kannst schnell dein Gesicht, deine Stimme und dein Fachwissen zeigen, um sofort Vertrauen zu schaffen.
Für Lehrkräfte sind TikTok und Instagram mehr als nur Orte der Unterhaltung. Es sind Plattformen, um 15-sekündige Mini-Lektionen zu planen und zu präsentieren, die Neugier wecken und motivierte Lernende dazu einladen, sich mit deiner Arbeit zu beschäftigen. In 15 Sekunden kannst du dein Thema vorstellen, einen Tipp teilen oder Veränderungsgeschichten zeigen, um das Interesse deiner Zielgruppe zu wecken.
Warum funktioniert das?
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Der Algorithmus bevorzugt authentische, lehrreiche Videos mit hoher Zuschauerbindung.
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Deine Inhalte erreichen Zielgruppen außerhalb deiner Follower – Entdeckung geschieht organisch.
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Echte Gesichter und Stimmen fördern Verbindung und sofortige Glaubwürdigkeit.
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Du kannst denselben Inhalt auf TikTok, Reels und Shorts wiederverwenden.
Lehrkräfte, die regelmäßig posten, erleben meist eine unerwartete Veränderung. Statt der Frage „Was unterrichtest du?“ heißt es plötzlich: „Wie kann ich mitmachen?“
Ziele setzen und deine Lernenden-Persona definieren
Bevor du dein erstes Video aufnimmst, brauchst du einen klaren Grund, warum du das tust. Es geht für dich nicht nur um Likes – es geht darum, eine lernbereite Community aufzubauen.

Frage dich:
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Was sollen die Zuschauer als Nächstes tun? Folgen, klicken, meinen Newsletter abonnieren oder einen Termin vereinbaren?
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Wer ist mein idealer Lernender – Altersgruppe, Motivation, Ängste und bevorzugte Art der Inhaltsvermittlung?
Beispiel:
Wenn du Business-Englisch für Berufstätige unterrichtest, sollte dein Video einen professionellen und effizienten Ton haben. In einem Kurs für kreatives Schreiben mit Jugendlichen darf der Ton locker und humorvoll sein.
Sobald du deine Ziele und Zielgruppe klar hast, kannst du jeden Gedanken und jede Handlungsaufforderung gezielt strukturieren.
TikTok vs. Instagram Reels: Wichtige Unterschiede
Beide Plattformen eignen sich für Lehrkräfte, aber sie erzeugen unterschiedliche Stimmungen.
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Merkmal |
TikTok |
Instagram Reels |
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Zielgruppe |
Breiter, jünger, trendbewusster |
Etwas älter, stärker lifestyle-orientiert |
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Algorithmus |
Bevorzugt Entdeckung und Experimente |
Setzt auf Beständigkeit und Zuschauerbindung |
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Bearbeitungstools |
Fortgeschrittene Effekte, Voice-Overs und Duette |
Saubere Übergänge, geeignet für einen polierten Look |
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Community-Gefühl |
Community entsteht durch kommentarbasiertes Engagement |
Verbindung über DMs und Stories |
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Konvertierungsfluss |
Link in Bio oder Profil-Trichter |
Nahtlose Verbindung zu DMs, Stories und Webseiten-Links |
Viele Lehrkräfte teilen Inhalte auf beiden Plattformen. Der Trick besteht darin, Einleitung und Beschreibung an den Ton der jeweiligen Plattform anzupassen. Die Caption für Reels kann etwas kuratierter wirken.
Content-Säulen und Ideenbank
Außerdem musst du weder tanzen noch jedem Trend folgen. Als Content-Creator solltest du Mehrwert bieten, der Menschen bildet und überzeugt. Verwende 3–4 wiederkehrende Content-Säulen, um dein Fachwissen zu zeigen und Abwechslung zu schaffen.
Hier sind einige Beispiele für Content-Säulen für Lehrkräfte:
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Schnelle Tipps: 15–30 Sekunden „sofortiger Mehrwert“ („Ein Fehler, den jeder Anfänger macht…“)
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Hinter den Kulissen: Unterrichtssituationen in deiner Klasse, Anpassungen für Schüler:innen oder Feedback-Momente
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Mini-Lektionen: Kleine Konzepte, klar erklärt.
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Erfolge der Schüler:innen: Screenshots, Videotestimonials und/oder „Vorher-nachher“-Beispiele
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Persönliche Einblicke: Die Geschichte hinter deiner Motivation und Inspiration zum Lehren.
Bonus: Füge Talking Heads, Bildschirmfreigaben, Skizzen, Whiteboarding oder Antworten auf Schülerfragen hinzu.
Nutze eine Tabellenkalkulation oder Notizen-App, um Ideen festzuhalten. Jedes Mal, wenn ein Schüler eine interessante Frage stellt, könnte das dein nächstes Video sein.
Videostruktur: Hook → Mehrwert → Beweis → CTA
Kurzvideos müssen sofort Aufmerksamkeit erregen. Tatsächlich hast du nur drei Sekunden, um sie zu halten.
Verwende diese 4-Schritte-Formel:
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Hook: Beginne mit einer provokanten Aussage, Frage oder einem Schmerzpunkt.
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„Hör auf, dieses Wort in deinen Aufsätzen zu benutzen.“
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„Wenn du dich beim Lernen nicht konzentrieren kannst – das ist der Grund.“
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Mehrwert: Vermittle einen umsetzbaren Schritt.
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„‚Sehr wichtig‘ wird durch ‚entscheidend‘ ersetzt – klingt akademischer.“
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Beweis: Füge ein kurzes Beispiel hinzu.
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„So hat eine meiner Schülerinnen ihr Schreiben innerhalb einer Woche verbessert.“
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CTA (Call-to-Action): Sag den Zuschauern, was sie als Nächstes tun sollen.
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„Folge für tägliche Lerntipps.“
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„Hol dir den kostenlosen Leitfaden in meiner Bio.“
Das Video sollte unter 45 Sekunden bleiben. Die Zuschauer sollen Lust auf mehr bekommen.

Produktion mit kleinem Budget
Du kannst professionell wirkende Kurzvideos ohne Studio aufnehmen. Die besten Lehrkräfte filmen mit dem Smartphone. Wichtig ist, dass du gut zu sehen und zu hören bist. Natürliches Licht ist dein bester Freund – setz dich vor ein Fenster oder investiere in ein günstiges Ringlicht, wenn du in einem dunklen Raum aufnimmst. Ton ist entscheidend: Selbst die beste Idee verliert Wirkung, wenn man dich kaum versteht. Ein Ansteckmikro oder das Mikro deines kabelgebundenen Headsets reichen völlig aus.
Achte beim Bildausschnitt darauf, dass deine Augen im oberen Drittel des Rahmens sind und dein Hintergrund aufgeräumt ist. Ein gut organisierter Bereich mit Bücherregal, Whiteboard oder neutraler Wand im Hintergrund lässt dich glaubwürdiger und fokussierter wirken. Ablenkungen im Hintergrund sollten vermieden werden. Und immer im Hochformat aufnehmen – so sind TikTok und Reels optimiert.
Editing-Workflow: Tempo, Untertitel und Text
Beim Bearbeiten soll deine Botschaft „prägnanter“ werden – aber nicht künstlich. So bearbeitest du effektiv:
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Schneide alle Pausen, die länger als eine Sekunde sind.
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Verwende integrierte Untertitel (oder CapCut) – 85 % der Zuschauer schauen ohne Ton.
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Wichtige Wörter können fett oder in einer anderen Farbe hervorgehoben werden.
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Achte darauf, dass Übergänge flüssig, aber natürlich wirken.
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Beende das Video mit einem Logo oder Kursnamen zur Markenbildung.
Bearbeite mehrere Videos gleichzeitig, um Konsistenz zu wahren und Zeit zu sparen.
Veröffentlichung: Timing, Häufigkeit, Batching, Cross-Posting
Regelmäßigkeit ist wichtiger als ein einmaliger viraler Erfolg. Häufiges Posten trainiert den Algorithmus, dich als aktive Creatorin zu erkennen, und hilft deinem Publikum, eine Routine zu entwickeln. Ideal sind drei Videos pro Woche – Montag, Mittwoch und Freitag eignen sich besonders gut, da das Publikum zu Beginn und Ende der Woche empfänglicher ist.
Poste, wenn deine Zielgruppe am aktivsten ist – meist morgens und abends. Beobachte dies und passe dich an. Wenn du deine Videos gesammelt planst und bearbeitest, kannst du regelmäßiger posten, ohne Stress. Nimm dir einen Tag fürs Recherchieren und einen fürs Schneiden.
Beim Cross-Posting von TikTok- und Instagram-Videos solltest du nicht einfach kopieren und einfügen. Jede Plattform hat ihren eigenen Ton. TikTok ist eher humorvoll und spontan, während Instagram einen etwas polierteren Look verlangt. Passe Caption und Vorschaubild entsprechend an – derselbe Inhalt kann je nach Präsentation unterschiedlich wirken.
Conversion: Von Zuschauern zu Teilnehmenden
Conversions sind wichtiger als Aufrufe. Jedes Video sollte auf deine „Lernchance“ hinweisen. Unten findest du die Schritte, wie du Aufmerksamkeit in tatsächliche Anmeldungen umwandelst.
Bio-Link-Funnel am Sonntag
Deine Bio ist der Ort, an dem Neugier in Engagement übergeht. Erstelle einen einfachen Funnel mit einem kostenlosen Mini-Kurs und/oder einem herunterladbaren Leitfaden. Nutze dies als Brücke, um neue Fans zu deinen kostenpflichtigen Angeboten zu führen. Das Funnel-Erlebnis kann – und sollte – sich natürlich anfühlen. Der Zuschauer sieht dein einminütiges Video und ist zufrieden. Dann klickt er auf „mehr kostenlosen Mehrwert“ und tritt in deine Welt ein. So kann ein einminütiges Video in eine langfristige Lernbeziehung übergehen.
DM-Automatisierung
Um den direkten Dialog zu fördern, kannst du in deiner Caption einen Call-to-Action verwenden, wie zum Beispiel: „Kommentiere ‚START‘, um meinen kostenlosen Leitfaden zu erhalten.“ Sobald Menschen auf deinen Beitrag kommentieren, sende ihnen eine Direktnachricht als Follow-up. Auf TikTok oder Instagram ist das direkte Messaging eine der schnellsten Methoden, um Vertrauen aufzubauen.
Angepinnte Videos
Dein Profil sollte neuen Zuschauern sofort zeigen, wer du bist und wie sie an deinem Unterricht teilnehmen können. Hebe auf der Startseite deines Kanals deine wichtigsten Videos hervor: eines zu deinem Fachgebiet, eines zu deinem zentralen Kursangebot und eines zu den Erfolgen deiner Schüler:innen – im Grunde eine Mini-Landingpage, perfekt für Erstbesucher.
Teaser-Lektionen
Gib einen Vorgeschmack auf deine Premium-Inhalte. Beginne ein echtes Modul oder eine Lektion für die ersten 30 Sekunden und füge eine klare Handlungsaufforderung hinzu, um Zuschauer dazu zu bringen, in deinen vollständigen Kurs zu wechseln. Der Schlüssel liegt darin, sofort Neugier zu wecken und gleichzeitig deine Lehrfähigkeiten zu zeigen. In diesem Fall bewirbst du deinen Wert nicht – du beweist ihn. Die Klicks zur Anmeldung folgen ganz von selbst.
Vorteile & Funktionen im Gleichgewicht
Allerdings muss nicht jedes Video eine Marketingbotschaft enthalten. Selbst wenn jemand bei dir kaufen soll, muss er dir zuerst vertrauen. Das Verhältnis zwischen Lehren/Unterhalten und Marketing sollte etwa 70:30 betragen. Wenn deine Zuschauer das Gefühl haben, dass du ihnen hilfst und sie inspirierst, werden sie dir auch dann zuhören, wenn du schließlich zum Kauf oder zur Anmeldung einlädst.
Analytics: Wichtige Kennzahlen und wie du iterierst
Daten lügen nicht – also überkompliziere sie nicht. Die wichtigsten Kennzahlen sind Wiedergabezeit, Engagement und Follower-Wachstum. Wenn Zuschauer nach fünf Sekunden abspringen, ist dein Hook nicht stark genug. Wenn sie bis zum Ende schauen, aber nicht klicken, ist dein Call-to-Action zu schwach.
Überprüfe deine Analytics wöchentlich. Suche nach Mustern in deinen erfolgreichen Videos. Vielleicht bevorzugen deine Zuschauer Storytelling statt Quick-Tipps oder Untertitel statt Talking Heads. Nutze diese Erkenntnisse und passe dein nächstes Set an Videos entsprechend an. Wachstum in sozialen Medien verläuft nie linear – es geht immer um Verfeinerung. Jedes Video zeigt dir etwas Neues über dein Publikum und deine Botschaft.
Abschließende Gedanken
Kurzvideos intensivieren Bildung. So entdecken potenzielle Schüler:innen dein Fachwissen und deine Persönlichkeit und erkennen, dass du eine vertrauenswürdige Person bist.
Wenn du erkennst, dass TikTok und Reels Mini-Klassenzimmer und keine bloßen Ablenkungen sind, wirst du den Algorithmus nicht mehr bekämpfen, sondern durch ihn unterrichten.
Jedes Video öffnet ein Tor – zu 30 Sekunden Neugier und Stunden des Lernens in deinem Kurs. Das ist die Kraft von Kurzformaten: Aufmerksamkeit in Anmeldungen zu verwandeln.